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09.07.2014
Transfer Pricing

Operationalisierung von Verrechnungspreissystemen

Multinationale Konzerne sind gegenwärtig einer zunehmenden Anzahl interner und externer Anforderungen an ihre Verrechnungspreissysteme ausgesetzt. Im Zuge aktueller Initiativen wie z.Bsp. BEPS und co. (vgl. Deloitte Tax-News), sind grenzüberschreitende Liefer- und Leistungsbeziehungen zu verbundenen Unternehmen nicht mehr nur mit der Zielsetzung der reinen Fremdvergleichskonformität am Ende des Geschäftsjahres auszurichten. Vielmehr geht es zunehmend um die Anforderung, Verrechnungspreissysteme bereits zu Beginn des Geschäftsjahres „arm’s length“ zu definieren. Gleichermaßen ist dieses zentrale Kriterium auch unterjährig zu überwachen und am Ende des Jahres zu dokumentieren.

Dies führt zu steigenden Anforderungen an die Datenverfügbarkeit und Datenqualität innerhalb der Organisation und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Controlling, Accounting und der Steuerabteilung, aber auch der IT und der Rechtsabteilung. Die Steuer- / Verrechnungspreisabteilungen sind folglich dazu angehalten, im Rahmen der Vorbereitung auf zukünftige Betriebsprüfungen im In- und Ausland, operationalisierte Verrechnungspreissysteme inhaltlich und organisatorisch in Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen gemeinsam zu definieren. Dies hat derart zu erfolgen, dass Verrechnungspreise nicht mehr als reines Compliance-Thema in der Betriebsprüfung betrachtet werden, sondern als ein von Beginn an administrierbarer und verteidigbarer Bestandteil der Wertschöpfungskette.

Ein integriertes Verrechnungspreissystem beginnt somit bereits bei der Aufbauorganisation. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, dass sich alle beteiligen Parteien – das heißt sowohl das operative Business als auch die Entscheidungsträger auf Ebene des Headquarters – über das Vorkommen und die Bedeutung grenzüberschreitender Geschäftsbeziehungen bewusst sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass bereits im Rahmen der Definition des Verrechnungspreissystems alle auftretenden Transaktionen erfasst werden und damit alle zugehörigen Parameter Berücksichtigung finden.

In diesem Zusammenhang sollte zudem beachtet werden, dass die Verrechnungspreissysteme eine Schnittstelle zwischen Management Accounts und Legal Accounts und den damit verbundenen Vergütungssystemen bilden. Sofern Incentivierungs- und Vergütungssysteme unter dem Einfluss von Verrechnungspreisen stehen, sind auch diese Parameter zur Sicherstellung der internen Akzeptanz von Verrechnungspreissystemen von entscheidender Bedeutung.

Nachdem die entscheidenden Parameter identifiziert wurden, stellt sich bei der Ablauforganisation die Frage der Integration von Verrechnungspreissystemen in bestehende Systeme. Eine erfolgreiche Einbettung in vorhandene Systemlandschaften kann keine rein steuerlich getriebene Aufgabe sein. Insbesondere bei der Definition von unterjährigen Review- und Adjustmentmechanismen, zum Beispiel für Zwecke des Margencontrollings, sind frühzeitig Controlling- und Accountingabteilungen einzubeziehen. Zentrale Fragestellungen sind hier neben der Ressourcenverfügbarkeit auch die Datenverfügbarkeit und daraus abgeleitete Herausforderungen, etwa zur Notwendigkeit einer segmentierten Gewinn- und Verlustrechnung. Insbesondere aktuelle Initiativen rund um das Country-by-Country-Reporting (vgl. Deloitte Tax-News) und die damit verbundenen Transparenzanforderungen verlangen von Konzernen, eine stete detaillierte Datenverfügbarkeit entlang der Wertschöpfungskette und zwar über alle regionalen Grenzen hinweg.

Multinationale Konzerne operieren oft mit verschiedensten ERP-System in den verschiedenen Regionen, was den Schwierigkeitsgrad eines detaillierten transaktionalen Reportings erhöht und zu einer Dezentralisierung des Verrechnungspreissystems führt. Dies erfordert zusätzlich die Kompetenzen der IT-Abteilungen, um zu klären, wie Daten in welcher Qualität und zu welchem Zeitpunkt bereitgestellt werden können. Eine klar und gemeinsam definierte Schnittstelle zur Datenextraktion zwischen ERP- und Verrechnungspreissystemen ist hierbei nicht nur in der Planungs- und Verrechnungsphase, sondern gleichermaßen auch in der Dokumentationsphase dienlich. Denn insbesondere die Dokumentation ist nicht nur als Instrument zur ex-post Verteidigung anzusehen, sondern vielmehr als aktives laufendes Mittel zur gezielten Bereitstellung von Informationen und zum zielgerichteten Betriebsprüfungsmanagement. Eine Dokumentation dient neben der Darstellung des Geschäftsmodells und der damit verbundenen Verrechnungspreisimplikationen (incl. der zugehöriger Angemessenheitsnachweise), auch als zusätzlicher Baustein eines operationalisierten Verrechnungspreissystems – insbesondere im Zusammenspiel mit Verrechnungspreisrichtlinie und dem zugrundeliegendem Vertragswerk.

Somit ist abschließend festzuhalten, dass sich multinationale Konzerne mit der zukünftigen Ausrichtung ihres Verrechnungspreissystems, insb. hinsichtlich Fragestellungen im Zusammenhang mit der Aufbau- und Ablauforganisation, beschäftigen müssen. Gleichermaßen ist zu beachten, dass alle o.g. Themen auch auf der Agenda der Finanzverwaltung stehen und es zu erwarten ist, dass eben jene Operationalisierungsfragestellungen auch künftige Betriebsprüfungsschwerpunkte darstellen können.

Ansprechpartner

Stephan Habisch
Senior Manager

shabisch@deloitte.de
Tel.: 069 75695-6319

Henrik Handte
Senior Manager

hhandte@deloitte.de
Tel.: 089 29036-8553

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