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04.05.2011
Rechnungslegung

Deloitte-Umfrage zur E-Bilanz: Im Rechnungswesen fängt es an

Der erste Teil der Beitragsreihe zur E-Bilanz-Umfrage von Deloitte zeigte ganz deutlich, dass die befragten Unternehmen nur ungenügend auf die Herausforderungen, die sich für das Unternehmen aus der Einführung der E-Bilanz ergeben, vorbereitet sind. Worin bestehen diese Herausforderungen? Dieser Frage widmet sich dieser Beitrag der kleinen Reihe zur E-Bilanz. Besonders gefordert ist das Rechnungswesen des Unternehmens.

Rechnungslegungsstandard und Kontenplan

Die allgemeine Haupttaxonomie erfordert steuerliche Angaben, die nicht in den üblichen Kontenrahmen vorhanden sind, die von den meisten Unternehmen zurzeit für handelsrechtliche Rechnungslegungszwecke verwendet werden. Dieses gilt bereits für die Unternehmen, die deutsches HGB als führenden Rechnungslegungsstandard nutzen und ihre laufende Buchführung nach HGB erstellen.

Befragt nach ihrem führenden Rechnungslegungsstandard gaben zwei Drittel (66,8 %) der Unternehmen das deutsche HGB an. Fast ein Drittel der Unternehmen nutzt als führenden Rechnungslegungsstandard IFRS (20,2 %), US-GAAP (12,1%) oder einen anderen Rechnungslegungsstandard (1,0 %):

Abb. 1 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Komplexe Sonderthemen zur E-Bilanz ergeben sich für viele Unternehmen, die keinen HGB-Kontenrahmen für die Rechnungslegung nutzen (z.B. laufende Buchführung in US-GAAP oder IFRS mit einer jährlichen HGB-Überleitung), wovon fast ein Drittel der befragten Unternehmen betroffen ist. Auch die Erfahrungen aus der Pilotphase zeigen, dass die Finanzverwaltung die speziellen Belange bestimmter Nutzer (z.B. Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen; gemeinnützige Körperschaften und Einrichtungen) bisher nicht ausreichend geregelt hat.

Aus technischer Sicht sind von den Unternehmen zur Erstellung der E-Bilanz die Bilanz- und GuV-Daten in das notwendige Taxonomie-Format zu übertragen bzw. die erzeugten Daten den jeweiligen Taxonomie-Elementen zuzuordnen; dies wird als „Mapping“ bezeichnet. Mehr als ein Drittel (37,5 %) aller befragten Unternehmen gab an, keinen einheitlichen Kontenplan im Unternehmen oder der Unternehmensgruppe zu verwenden:

Abb. 2 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Die Erfahrungen aus der Pilotphase zeigen, dass der Mehraufwand beim Mapping bei nicht einheitlichen Kontenplänen von vielen Unternehmen stark unterschätzt wurde. Der Zeitaufwand für den Abgleich steigt nahezu linear mit der Anzahl der nicht einheitlichen Kontenpläne. Entsprechendes gilt für Fälle, in denen mehr als ein Finanzbuchhaltungs- oder ERP-System im Unternehmen oder in der Unternehmensgruppe genutzt wird.

EDV, Finanzbuchhaltungs- und ERP-System

Viele der betroffenen Unternehmen reduzieren die E-Bilanz zunächst auf ein technisches Problem der Datenkonvertierung und -übertragung. Es wird zunächst überlegt, dieses über neue Softwarelösungen oder -anpassungen zu lösen. Statt den Herausforderungen aus der E-Bilanz nur mit zusätzlichen Softwareinvestitionen oder manuellem Mehraufwand zu begegnen, sollte das Thema E-Bilanz von Beginn an umfassend und vor allem prozessorientiert betrachtet werden, um eine sinnvolle Lösung für das einzelne Unternehmen zu entwickeln und zu implementieren.

Mehr als die Hälfte (56,7 %) der befragten Unternehmen verfügt über eine eigene EDV-/IT-Abteilung, die auch in die Implementierung der E-Bilanz einbezogen ist:

Abb. 3 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Unternehmen mit einer eigenen EDV-/IT-Abteilung haben einen Wettbewerbsvorteil bei der E-Bilanz. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass mehr als zwei Drittel der Befragten prüfungspflichtige Gesellschaften sind, die i.d.R. über mehr interne Ressourcen verfügen.

Im Hinblick auf die Frage nach dem gegenwärtig verwendeten Finanzbuchhaltungs- bzw. ERP-System und dem Namen des Softwareanbieters bzw. -herstellers gab fast die Hälfte der Unternehmen an, ein ERP-System (z. B. SAP oder Oracle) zu nutzen. Häufiger genutzt werden auch Navision (11,9 %) und JD Edwards (1,6 %). Mehr als ein Drittel der Unternehmen (38,1 %) gab an, andere Softwareangebote zu nutzen:

Abb. 4 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Der prozessorientierte Lösungsansatz bei der E-Bilanz erfordert, die Entstehung der Finanzdaten von der Belegerfassung bis hin zur Übertragung an die Finanzverwaltung vollständig einzubeziehen und die daran beteiligten Systeme zu untersuchen. Werden die für die E-Bilanz notwendigen Rohdaten bzw. Buchungen schon in der benötigten Qualität aus den Quellsystemen mitgegeben? Kann der Kontenplan dahingehend erweitert werden, dass die steuerlich relevanten Geschäftsvorfälle abgebildet werden können? Führt das Unternehmen ein separates Steuer-Hauptbuch in einem eigenen Buchungskreis („Tax Ledger“)? Gibt es Nebenbücher, die die Buchungslogik und Kontenfindung abbilden und den angepassten Kontenplan im Hauptbuch befüllen können?

Befragt danach, ob in der Finanzbuchhaltung bzw. im ERP-System bereits parallele Buchführungsbereiche genutzt werden, bereits Überleitungen er-stellt werden oder ob das Unternehmen bereits Buchungskreise („Ledger“) nutzt, antworteten die Unternehmen wie folgt:

Abb. 5 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Ein technisch gutes Ausgangsprofil zur E-Bilanz hat damit nur knapp ein Viertel der befragten Unternehmen (28,1 %), die bereits parallele Buchführungsbereiche oder Buchungskreise („Ledger“) nutzen. Fast ein Fünftel (19,3 %) der befragten Unternehmen konnten diese für technische Lösungen bei der E-Bilanz kritische Frage nicht beantworten.

Des Weiteren wurde gefragt, ob im Unternehmen bereits ein Business Information Warehouse (BIW) genutzt wird.

Abb. 6 Umfrage zur E-Bilanz 04.05.2011

Ein Viertel der Unternehmen (25,7 %) antwortete, dass bereits ein BIW eingesetzt wird. Die Nutzung eines BIW zur taxonomie-konformen Aufbereitung von Buchungsdaten sowie für Reportingzwecke bietet diesen Unternehmen technische Möglichkeiten für hoch flexible und individuelle E-Bilanz-Lösungen.

Weitere Teile der Reihe:

Alle Beiträge zum Thema E-Bilanz

Ansprechpartner

Dr. Andreas Kowallik | München
Dr. Alexander Oldenburg | Berlin 
Dagmar Grolms | München
Dr. Martin G. Nonnenmacher | Stuttgart
Dr. Niels Sahl | Düsseldorf

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