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25.10.2010
Unternehmensteuer

Betriebsprüfungserfahrungen multinationaler Unternehmen mit deutschen Tochterunternehmen/-betriebsstätten

Steuerliche Betriebsprüfungen spielen seit jeher eine wichtige Rolle für das Gesamtsteueraufkommen des jeweiligen Landes. Nicht zuletzt als Ergebnis der globalen Finanzkrise haben sie nun erneute und steigende Aufmerksamkeit als Instrument zur Verbesserung der Haushaltslage erhalten. Deutschland bildet hierbei keine Ausnahme.

Die englischsprachige Studie gibt einen Überblick über aktuell wahrgenommene Trends und Betriebsprüfungserfahrungen multinationaler Unternehmensgruppen mit deutschen Tochterunternehmen/-betriebsstätten. Die Untersuchung konzentrierte sich ausschließlich auf die Ertragsbesteuerung (einschließlich Verrechnungspreise); indirekte Steuern wurden dabei nicht berücksichtigt.

Vorgehensweise

Deloitte Deutschland führte im Zeitraum Juni/Juli 2010 eine Web-basierte Umfrage über die Erfahrungen von ausländisch beherrschten Unternehmen in Deutschland mit ertragsteuerlichen Betriebsprüfungen durch. 234 Teilnehmer aus mindestens 18 Ländern beantworteten 35 Fragen zu folgenden Bereichen:

  • Technische Aspekte der Betriebsprüfung (von der Betriebsprüfung umfasste Jahre, Dauer usw.) 
  • Wichtigste in der Betriebsprüfung aufgebrachte Themen 
  • Wahrnehmung des Ablaufs der Betriebsprüfung 
  • Ergebnisse (z.B. Höhe der Steuernachzahlungen) 
  • Reaktion der Unternehmen auf die Betriebsprüfungsergebnisse

Die Mehrheit der teilnehmenden Inbound-Investoren sind als Kapitalgesellschaften organisiert, deren oberste Konzerngesellschaft zumeist den Sitz entweder in den USA, Großbritannien oder Japan hat. Der erwirtschaftete weltweite Jahresumsatz lag überwiegend bei mehr als € 1 Mrd., wovon die deutschen Konzerngesellschaften € 50 Mio. bis € 500 Mio. erzielen. Die deutschen Gesellschaften sind hauptsächlich in der Rechtsform von Kapitalgesellschaften ausgestaltet und werden überwiegend als „groß“ gemäß der Betriebsprüfungsordnung (BpO) eingestuft. Sie unterliegen damit einer umfassenden und lückenlosen deutschen Betriebsprüfungspflicht.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die Umfrage zeigt, dass Inbound-Investoren im Allgemeinen viele offene, d.h. ungeprüfte Steuerjahre aufweisen und sich langwierigen deutschen Betriebsprüfungen unterziehen müssen. Beide Faktoren zusammen führen zu einer erheblichen Steuerunsicherheit. Im Durchschnitt war 2004 das letzte abschließend geprüfte Wirtschaftsjahr. Laufende Betriebsprüfungen erfassen im Schnitt die Jahre bis 2006.

Verrechnungspreise waren aus Sicht der Umfrageteilnehmer bei Weitem das wichtigste Thema in vergangenen und aktuellen Betriebsprüfungen, und die Erhebung zeigt eine deutliche Erwartung, dass die Bedeutung von Verrechnungspreisthemen weiter steigen wird. Verrechnungspreisanpassungen waren vor allem durch nicht dem Fremdvergleichs¬grundsatz entsprechende Vergütungen begründet und führten häufig zu hohen Steuernachzahlungen. Dicht hinter Verrechnungspreisfragen wurden von den Umfrageteilnehmern Rückstellungsthemen und die Abzugsfähigkeit von Betriebsausgaben als wichtige Themen genannt, wobei die Umfrage zeigte, dass die Bedeutung dieser beiden letzteren Themen in Betriebsprüfungen nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit hohen Steuernachzahlungen.

Weitere von den Befragten als wichtig empfundene Bereiche in Betriebsprüfungen umfassen die Bewertung von Vermögenswerten, Finanzierungsfragen, Unternehmensreorganisationen, Behandlung steuerlicher Verluste, Fragen zur Gruppenbesteuerung (Organschaft) und Quellensteuerthemen. Als zukünftig wichtige Betriebsprüfungsthemen haben die Teilnehmer insbesondere Bewertungsfragen und die Verlagerung von Produktions- und Vertriebsfunktionen ins Ausland (sog. Funktionsverlagerung) genannt.

Deutsche Betriebsprüfungen führen in der Regel zu kostspieligen Steuernachzahlungen. Im Durchschnitt führte die letzte abgeschlossene Betriebsprüfung der Teilnehmer zu einer zusätzlichen Abschlusszahlung von (statistisch normalisiert) 49 % des durchschnittlichen jährlichen Ertragsteueraufwandes. In Einzelfällen überschritten die festgesetzten Steuernachzahlungen diese Werte aber noch beträchtlich. So belief sich die Steuernachzahlung bei Teilnehmern, die Probleme bei der steuerlichen Anerkennung einer Organschaft unter die bedeutsamsten Betriebsprüfungsthemen einordneten, im Durchschnitt auf 97 % des durchschnittlichen jährlichen Ertragsteueraufwandes.

Die Studie zeigt, dass die steigende Risikofreudigkeit eines Unternehmens hinsichtlich der Steuergestaltungsplanung das Betriebsprüfungsergebnis klar (negativ) beeinflusst. Umgekehrt konnte aber keine statistische Korrelation zwischen einer „sehr konservativen“ Steuerplanung und einer niedrigen BP-Abschlusszahlung festgestellt werden.

Sowohl die Anteilseignerstruktur als auch die Rechtsformwahl der deutschen Konzerngesellschaften beeinflussen nachweislich das Ergebnis einer deutschen Betriebsprüfung. So wiesen Private Equity-gehaltene Unternehmen die höchsten Steuernachzahlungen auf und deutsche Personengesellschaften stellten sich als risikobehafteter in einer Betriebsprüfung heraus als Kapitalgesellschaften.

Interessanterweise wurde die Stimmung in 79 % aller deutschen Betriebsprüfungen als professionell oder als freundlich wahrgenommen. Im Umkehrschluss nahm damit lediglich ein Fünftel der Teilnehmer die Atmosphäre während der Prüfung als angespannt bis unfreundlich wahr. Trotz des vermeintlich schlechten Rufs deutscher Betriebsprüfungen zeigte die Umfrage, dass sich Deutschland hier etwa auf Augenhöhe mit Frankreich und den USA befindet, im Vergleich zu Italien etwas besser beurteilt wird, aber deutlich hinter Großbritannien und den Niederlanden liegt.

Eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen (84 %) gab an, sich als Folge der letzten Betriebsprüfungserfahrungen auf zukünftige Betriebsprüfungen durch interne und externe Maßnahmen besser vorbereiten zu wollen. Empfehlenswert für die Unternehmen könnte vor allem eine detaillierte Analyse der bestehenden Risikobereiche, z.B. mit Hilfe eines „Quick-Checks“ sein, um Risikobereiche einer bevorstehenden Betriebsprüfung aktiv managen zu können.

Eine Kurzfassung der 26-seitigen englischsprachigen Studie finden Sie hier. Falls Sie Interesse an der Langfassung der Studie haben oder im Fall von konkretem Beratungsbedarf wenden Sie sich bitte an Ihren Deloitte-Berater oder an die angegebenen Kontaktpersonen, die Ihnen gerne weiterhelfen.

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